Das letzte Jahrzehnt war geprägt von außergewöhnlichen Ereignissen - einer weltweiten Pandemie, einem einmaligen Inflationsschock, Kriegen und geopolitischen Konflikten - deren Auswirkungen immer noch in allen Haushalten, Volkswirtschaften und politischen Systemen zu spüren sind.
Gleichzeitig sind die ökologischen und sozialen Herausforderungen, die unseren Planeten und unsere Gesellschaften gefährden, noch akuter und dringlicher geworden. Ob Klimanotstand oder soziale Ungleichheit - sie bedürfen kaum noch besonderer Erwähnung, wo sie uns doch so offensichtlich ins Gesicht blicken.
Wir bei Unilever sind der festen Überzeugung, dass die Wirtschaft allen Grund hat, sich diesen Herausforderungen zu stellen, und dies ja auch schon seit vielen Jahren tut. Von unserem Unilever-Plan für eine tragfähige Lebensgrundlage bis hin zu unserer Kompass-Strategie und zuletzt unserem Climate Transition Action Plan haben wir die Nachhaltigkeit fest in den Mittelpunkt unserer Geschäftsstrategie gerückt.
Wir haben viel erreicht und davon sehr profitiert. Wir haben widerstandsfähigere Lieferketten aufgebaut, erhebliche Kosten in unserem Betrieb eingespart und großartige Fachkräfte anheuern können.
Jetzt, da wir in die Zukunft blicken, glauben wir, dass wir die Gelegenheit haben, eine neue, dritte Ära der nachhaltigen Unternehmensführung zu definieren.
In der ersten Ära von vor über einem Jahrzehnt ging es vor allem darum, Alarm zu schlagen und langfristige Ziele zu setzen. Bei der zweiten ging es um die weitere Verankerung und Integration von Nachhaltigkeit in Geschäfts- und Wertschöpfungsketten.
Und bei der dritten? Für uns geht es darum, die Umsetzung zu beschleunigen und eine größere Wirkung zu erzielen, indem wir den Fortschritt im Bereich der Nachhaltigkeit in die Unternehmensleistung integrieren. Das ist etwas, was die Welt braucht und was alle Beteiligten - von den Investoren bis hin zu den Verbrauchern - erwarten. Auch hier will Unilever eine Vorreiterrolle einnehmen.
Als Konsequenz haben wir viele Monate damit verbracht, darüber nachzudenken, wie wir unseren Ansatz weiterentwickeln können. Und dabei geht es um drei wesentliche Veränderungen, die wir vornehmen wollen.
- Zum Ersten wollen wir unsere Ressourcen gezielter für unsere wichtigsten Nachhaltigkeitsprioritäten einsetzen.
- Zum Zweiten sind dringende Maßnahmen zur Verwirklichung unserer langfristigen Ambitionen angesagt.
- Und zu guter Letzt haben wir ein systemischeres Eintreten für unsere Interessen bei Hindernissen und Hemmnissen, die außerhalb unseres direkten Einflussbereichs liegen, fest im Blick.
Dies sind die wesentlichen Grundsätze, die unsere Arbeit in den kommenden Jahren bestimmen werden.
Größerer Fokus
Tatsache ist, dass die Nachhaltigkeitsagenda von Unilever ein breites Spektrum an Themen umfasst.
Jedoch haben wir die Erfahrung gemacht, dass wir unsere Ressourcen gezielter einsetzen müssen, um bei den großen, komplexen Herausforderungen, vor denen wir stehen, greifbare Fortschritte zu erzielen.
Lassen Sie mich dies an einem Beispiel erläutern. 2020 haben wir uns das Ziel gesetzt, eine Lieferkette für Palmöl, Papier und Karton, Tee, Soja und Kakao ohne Entwaldung anzustreben. Hier haben wir über mehrere Jahre erhebliche Mittel bereitgestellt, um die Herausforderung in ihren verschiedenen Dimensionen anzugehen: Die Unterstützung von Kleinbauern, die Verbesserung der Anbaumethoden, die Gewährleistung von Rückverfolgbarkeit und Transparenz in der Lieferkette, den Bau unserer eigenen Verarbeitungsanlagen, die Entwicklung alternativer Materialien durch modernste Wissenschaft sowie die Umstellung von Tausenden von Produktlinien, so dass diese weniger oder gar nicht mehr von forstwirtschaftlich gefährdeten Rohstoffen abhängig sind.
Dieser gezielte Ansatz hat dazu beigetragen, dass wir bis Ende 2023 ein Auftragsvolumen erreichten, das zu 97,5 % ohne Abholzung auskommt. Das ist die Art von Ansatz, den wir gerne wiederholen wollen.
Mit Blick auf die Zukunft werden wir unsere Bemühungen auf vier Nachhaltigkeitsthemen konzentrieren, für die wir kürzlich unsere öffentlichen Verpflichtungen aktualisiert haben und die vollständig in unseren Aktionsplan für Wachstum eingebettet sind. Diese sind Klima, Natur, Kunststoffe und Lebensgrundlagen.
Unsere aktualisierten Verpflichtungen sind sehr ehrgeizig, aber sie sind auch gewollt und unverblümt realistisch. Wir sind entschlossen, diese Ziele zu erreichen, wie wir auch entschlossen sind, unsere finanziellen Ziele zu erreichen. Wir wollen uns glaubwürdige Nachhaltigkeitsziele mit echten positiven Auswirkungen setzen, von denen wir überzeugt sind, dass wir sie erreichen können.
Es versteht sich von selbst, dass wir uns auch weiterhin voll und ganz den Grundprinzipien eines verantwortungsbewussten Unternehmens verpflichtet fühlen: Achtung der Menschenrechte, Förderung von Gleichberechtigung, Vielfalt und Integration, integres Geschäftsgebaren und Gewährleistung der Sicherheit und des Schutzes der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Diese Grundsätze sind in unserem Unternehmen fest verankert, und wir werden auch in den kommenden Jahren darüber berichten.
Dringendere Maßnahmen
Wir verstehen, warum Unternehmen gelegentlich nach ihrem langfristigen Nachhaltigkeitsengagement beurteilt werden. Es bietet ein wichtiges Ziel, das Strategien lenkt und die Zusammenarbeit bei komplexen, vielschichtigen Herausforderungen fördert.
Während aber strenge und wissenschaftlich fundierte langfristige Verpflichtungen von grundlegender Bedeutung sind, müssen wir auch sicherstellen, dass wir jetzt etwas erreichen. Deshalb haben wir auch einen kurzfristigen Ansatz. Wir müssen sicherstellen, dass wir uns über die unmittelbar zu ergreifenden Maßnahmen im Klaren sind, und sie in die strategischen Zyklen einbinden, nach denen die meisten Unternehmen planen. Genau hier werden Kapitalzuteilungen vorgenommen, Kompromisse vereinbart und die Mitarbeiter in die Pflicht genommen. Auf diese Weise profitiert die Nachhaltigkeit von der ganzen Kraft des Unternehmens und dem Sinn für Dringlichkeit, mit dem der Rest des Unternehmens normalerweise geführt wird.
Unsere aktualisierten öffentlichen Ziele, bei denen längerfristige Ambitionen durch kurz- und mittelfristige Etappenziele ergänzt werden, tragen diesem Ansatz Rechnung. Wir haben detaillierte, zeitgebundene Fahrpläne erstellt, bei denen der Investitionsbedarf in die Geschäftsplanungszyklen integriert wurde. Wir haben regelmäßige Kontrollpunkte an der Spitze der Organisation, um das Tempo des Fortschritts zu überwachen und bei Bedarf schnell zu handeln.
Wir sind auch dabei, den Grad der Verantwortlichkeit für die Umsetzung der Nachhaltigkeitspläne mit anderen Geschäftsergebnissen in Einklang zu bringen - von Unilever-weiten KPIs, wie sie im Bonusplan des Unternehmens verwendet werden, bis hin zu individuellen KPIs für diejenigen, die die Arbeitsströme leiten. Wir werden auch weiterhin die Erbringung von Nachhaltigkeitsleistungen als Teil unseres umfassenderen Aktionsplans für Wachstum besonders honorieren, um die Leistungskultur bei Unilever zu fördern.
Mehr Systematik
Unilever setzt sich seit langem für externe Veränderungen ein, um nachhaltige Ergebnisse zu beschleunigen, und wir engagieren uns in zahlreichen Foren, Zusammenschlüssen und Kampagnen, in denen wir häufig eine führende Rolle spielen.
Da es immer weniger Möglichkeiten gibt, die Nachhaltigkeit in unserem direkten Einflussbereich voranzutreiben, konzentrieren wir uns in den kommenden zehn Jahren verstärkt auf die weitgehend von der Umgestaltung der globalen Wertschöpfungskette, von technologischen Innovationen und der öffentlichen Politik abhängenden Möglichkeiten, um diese realisierbar und finanziell umsetzbar zu machen.
Dies bedeutet, dass Unilever seine Stimme und seine Stellung energischer einsetzen wird, um die Hindernisse für unseren Fortschritt zu beseitigen.
Dabei geht es auch um engere Formen der Zusammenarbeit mit Partnern, z. B. im Rahmen unseres Klimaprogramms für Zulieferer, das darauf abzielt, Kapazitäten bei unseren 300 größten Lieferanten aufzubauen, die für den Großteil unserer Scope-3-THG-Emissionen verantwortlich sind.
Ein weiteres Element besteht in einer durchsetzungsfähigeren politischen Fürsprache, um die Voraussetzungen für Fortschritte in unseren Wertschöpfungsketten zu schaffen. Ein gutes Beispiel dafür ist, wie wir die Forderung nach einem globalen Kunststoffvertrag anführen können, der verbindliche Regeln, Ziele und Standards für die Neugestaltung von Verpackungen, für Wiederverwendungs-/Nachfüllmodelle, für erweiterte Herstellerverantwortung (EPR), für Abfallverarbeitung und für die Beseitigung von vermeidbarem Plastik festlegt.
Auch beabsichtigen wir, uns in allen Bereichen transparenter zu verhalten. Die Veröffentlichung unserer ersten Bewertung des klimapolitischen Engagements (Climate Policy Engagement Review (PDF 1.39 MB), die unsere klimapolitischen Prioritäten festlegt und die Positionen und Aktivitäten unserer wichtigsten Industrieverbände kritisch prüft, ist ein Beleg für diese Bemühungen.
Kurz gesagt, möchten wir bei Unilever mit weniger Aufwand eine größere Wirkung erzielen. Unsere aktualisierte Nachhaltigkeitsagenda - mit mehr Fokus, Dringlichkeit und systemischen Veränderungen - bildet da keine Ausnahme. Wir sind entschlossen, unsere Pläne zu verwirklichen und sind zuversichtlich, dass sie einen großen Unterschied für unser Unternehmen und unsere zahlreichen Stakeholder machen werden.