Palmöl aus nachhaltigem Anbau
Palmöl ist das wichtigste Pflanzenöl. Seit Jahrhunderten wird es zum Kochen verwendet. Besonders in Asien und Afrika wird es traditionell für die tägliche Ernährung verwendet, ähnlich wie Olivenöl in der mediterranen Küche.
Palmöl vereinigt viele positive Eigenschaften: Es weist bei Zimmertemperatur eine feste Konsistenz auf, muss also nicht chemisch gehärtet werden. Darüber hinaus ist es geschmacksneutral, sehr hitzestabil, extrem haltbar und macht Lebensmittel besonders streichfähig. Das erklärt, warum Palmöl in Margarine, Fertigprodukten, Back- oder Süßwaren, sowie auch für die Herstellung von Kerzen, Kosmetikprodukten oder Waschmittel verwendet wird. Aufgrund dieser einzigartigen natürlichen Eigenschaften lässt sich Palmöl kaum durch andere Rohwaren ersetzen. Das macht Palmöl für Unilever, wie für die gesamte Konsumgüterindustrie, zu einem wichtigen Rohstoff.
Warum steht Palmöl so in der Kritik?
Die Kritik an Palmöl entzündet sich wie bei vielen anderen Agrarrohstoffen an dem „Wo“ und „Wie“ seines Anbaus. Aufgrund der großen Nachfrage nach Palmöl hat sich der Anbau von Ölpalmen im Vergleich zu allen anderen Agrarrohstoffen in den vergangenen zehn Jahren am weitesten ausgebreitet. Da Ölpalmen ausschließlich im tropischen Klima wachsen, wurden für ihren Anbau großflächig illegal Regenwald abgeholzt und Treibhausgase durch die Brandrodung freigesetzt. Dies führte zuletzt 2015 zu verheerenden Waldbränden in weiten Teilen Südostasiens. All dies gefährdet nicht nur die Biodiversität, sondern auch die Lebensgrundlagen der lokalen Bevölkerung.
Wir sind uns den Herausforderungen bewusst, die mit dem Anbau von Palmöl einhergehen. Deshalb hat sich Unilever dazu verpflichtet, Palmöl ab 2019 ausschließlich aus nachhaltigem Anbau zu beziehen.
Ein Verzicht auf Palmöl ist keine dauerhafte Lösung
Palmöl durch andere pflanzliche Öle zu ersetzen, ist nicht die Lösung. Dies belegt auch die Studie vom WWF "Auf der Ölspur" (2016). Demnach lässt sich durch Palmöl auf vergleichsweise geringer Fläche ein großer Teil des weltweiten Bedarfs an Pflanzenölen decken. Die Pflanze beansprucht für den gleichen Ertrag etwa dreimal weniger Fläche als Raps und sogar sechsmal weniger Fläche als Soja. Der Flächenverbrauch und der damit verbundene CO2-Ausstoß fallen bei Palmöl daher im Vergleich geringer aus.
Der Ersatz durch andere Pflanzenöle würde die Probleme nicht lösen, sondern lediglich verlagern und teilweise sogar verschlimmern. Soja und Kokosnuss beispielsweise wachsen in den gleichen oder ökologisch ähnlich sensiblen Regionen. Für ihren Anbau würden mehr Flächen benötigt, es entstünden mehr Treibhausgasemissionen und es wären mehr Arten bedroht. Auch das wichtigste europäische Pflanzenöl, das Rapsöl, könnte die steigende globale Nachfrage nach Pflanzenölen nicht decken. Zudem ist die Produktion von Palmöl ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor in den Anbauländern und sichert das Einkommen und die Ernährung vieler Menschen.
Unilever bezieht Palmöl aus nachhaltigem Anbau
Unilever verarbeitet weltweit ca. 1 Millionen Tonnen Palmöl und 0,5 Millionen Tonnen Palmkernöl pro Jahr. Dadurch haben wir einen Einfluss auf ca. 8 Prozent der globalen Produktion.
Seit 2008 nehmen wir eine führende Rolle bei der Transformation des globalen Palmölmarktes zu nachhaltigem Anbau ein. Das gesamte Palmöl, das Unilever in seinen Lebensmitteln in Deutschland, Österreich und der Schweiz verarbeitet, stammt bereits jetzt aus rückverfolgbaren, nachhaltig zertifizierten Quellen.
Im Dezember 2015 haben wir uns gemeinsam mit anderen Unternehmen aus der Konsumgüterindustrie dafür eingesetzt, Palmöl nur noch aus Gebieten zu beziehen, in denen die lokale Gesetzgebung Abholzung bekämpft, gleichzeitig die Umwelt schützt, sowie die Rechte der lokalen Bevölkerung wahrt. So wird eine nachhaltige Landwirtschaft gefördert und nur so können die Ziele für nachhaltige Entwicklung mit Schwerpunkt auf sozialen Themen erreicht werden.
Anfang 2016 sind wir aus dem GreenPalm-Zertifikathandel ausgestiegen. GreenPalm ist eine der Lieferketten-Optionen des RSPO. Alle Produkte, die auf diesem Wege mit einer Zertifizierung ausgestattet sind, dürfen mit dem Zusatz „Trägt zur Herstellung von zertifiziertem nachhaltigem Palmöl bei“ und dem GreenPalm-Warenzeichen ausgezeichnet werden. Wir haben diese Entscheidung getroffen, um unsere Geldmittel noch effizienter einzusetzen – in einem Fonds, der die Transformation der gesamten Palmölindustrie mitfinanzieren soll. Dies ist Teil unserer Zusage im Rahmen der COP21-Klimaverhandlungen.
Ab 2019 werden wir das gesamte Palmöl, das wir in unserer Produktion einsetzen, aus nachhaltig zertifizierten Quellen beziehen und gleichzeitig eine positive Veränderung im Palmölmarkt bewirken*. Die Herkunft des verarbeiteten Palmöls zu kennen, ist die Voraussetzung dafür, um die Abholzung von Regenwäldern und die damit verbundenen negativen Auswirkungen auf Gesellschaft, Umwelt und Klima zu stoppen.
Unilever übernimmt Verantwortung
Um langfristig eine positive Veränderung im Palmölmarkt vorantreiben, braucht es Transparenz. Daher arbeiten wir mit unseren Lieferanten intensiv an transparenten Lieferketten, um die Herkunft des Palmöls zurückverfolgen zu können. So können unsere Konsumenten und Kunden sicher sein, dass das von uns verwendete Palmöl nachhaltig von bekannten und zertifizierten Quellen bezogen wird.
Um die Ziele unserer „Null-Entwaldungs“-Policy zu erreichen, setzen wir auf langfristige Partnerschaften. Gemeinsam mit dem World Research Institute, Proforest sowie Daemeter haben wir ein online-basiertes Waldüberwachungssystem eingeführt, gestützt auf neuester NASA-Satellitentechnik. So können wir in Echtzeit nachverfolgen, welche Veränderungen rund um eine Palmöl-Mühle stattfinden. Der Regenwald wird so mit modernster Kontrolltechnik „bewacht“. Weltweit können wir bereits über 73 Prozent unseres eingekauften Palmöls einer bestimmten Ölmühle zuordnen.
Zudem haben wir das Datenbank-System „Known Sources“ mitentwickelt, in dem Palmölmühlen weltweit per GPS erfasst werden. Heute sind bereits 2064 Mühlen registriert, das entspricht schätzungsweise 70 Prozent aller Mühlen weltweit. Der Großteil davon liegt in Indonesien und Malaysia, woher wir den Großteil unseres Palmöls beziehen. Nach der Identifikation der Mühlen werden die Zulieferer vor Ort gezielt dabei unterstützt, den hohen Anforderungen der Zertifizierung gerecht zu werden. Bei den Palmöl-Zulieferern setzen wir vor allem auf lokale Kleinbauern, für die der Anbau häufig ein Weg aus der Armut ist.
Trotz der fortschrittlichen Überwachungstechnik erforschen, überwachen und überprüfen wir zusätzlich die Entwicklungen in indonesischen und malaysischen Wäldern. Sollte ein Vorfall direkt mit einem unserer Lieferanten oder deren Zulieferer in Verbindung stehen, ergreifen wir unverzüglich Maßnahmen, um die Umstände aufzuklären.
Mit unserem Engagement beim Roundtable on Sustainable Palm Oil (Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl, kurz: RSPO), in der Tropical Forest Alliance, im Consumer Goods Forum, in der Banking Environment Initiative oder im Forum Nachhaltiges Palmöl setzen wir uns aktiv für eine Transformation des Palmöl-Marktes ein und erarbeiten tragfähige Lösungen für die Verbesserung der Praktiken im Palmölsektor. Denn dieser kann langfristig nur wirtschaftlich und nachhaltig bestehen, wenn ökonomische, ökologische und soziale Ziele gleichermaßen berücksichtigt werden. Dafür tragen Regierungen, Wirtschaft und die Zivilgesellschaft eine gemeinsame Verantwortung.
Fortschritte beim Roundtable on Sustainable Palm Oil
Um komplexe Umweltprobleme lösen zu können, müssen alle Beteiligten mit einbezogen werden. Diese Möglichkeit bietet der Roundtable on Sustainable Palm Oil. Der RSPO ist ein internationaler Zusammenschluss aus Palmölproduzenten, Händlern, Industrieunternehmen, Banken und Nichtregierungsorganisationen, die Regeln, Prozesse und Zertifizierungskriterien für nachhaltiges Palmöl erarbeiten. Er setzt sich dafür ein, dass auf den Plantagen mehr für Naturschutz und Menschenrechte getan wird, um Mindeststandards im Bereich Nachhaltigkeit zu erreichen. Ziel des Runden Tisches ist es, möglichst viele Unternehmen zur Einhaltung dieser Standards zu bewegen.
RSPO-Mitglieder müssen unter anderem folgende Prinzipien einhalten:
- Bekenntnis zur Transparenz
- Einhaltung von Gesetzen und sonstigen rechtlichen Bestimmungen
- Bekenntnis zu langfristiger, wirtschaftlicher Tragfähigkeit
- Anwendung angemessener, bewährter und vorbildlicher Methoden durch anbauende Betriebe und Mühlen
- Verantwortung gegenüber der Umwelt und Wahrung natürlicher Ressourcen und der Biodiversität
- Verantwortungsvoller Umgang mit Angestellten sowie betroffenen Individuen und Gemeinden
- Verantwortungsvolle Entwicklung neuer Anbaugebiete
- Bekenntnis zur kontinuierlichen Verbesserung in Hauptarbeitsgebieten
Neben dem RSPO gibt es weitere Zertifizierungssysteme für den nachhaltigen Palmölanbau, wie zum Beispiel das International Sustainabilty & Carbon Certificate ISCC (garantiert die Nachhaltigkeit von Biomassen und Bioenergien) und der Standard Rainforest Alliance Certified™. Rainforest Alliance certified&trade-Farmen müssen ein anspruchsvolles Set an strengen Sozial- und Umweltschutz-Kriterien erfüllen. Grundlage dafür sind die Standards des Netzwerks für Nachhaltige Landwirtschaft SAN (Sustainable Agriculture Network). Farmen, die die Anforderungen des Netzwerks erfüllen und erfolgreich zertifiziert werden, dürfen das Siegel Rainforest Alliance Certified™ führen.
Seit 2017 geben wir ausschließlich das Kernvolumen von Palmöl an. Das Kernvolumen schließt Derivate aus Palmöl-Fettsäure-Destillaten (Nebenprodukt der Raffination), Rückstände und Stoffe von Drittherstellern aus.